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Novo Nordisk im „The Guardian“: An wen gingen Spenden?

  • Niklas Schurig, MEZIS

Die britische Zeitung „The Guardian“ [1] berichtete im Januar erneut über den Pharma-Riesen Novo Nordisk. Es ging um das Versäumnis, über sieben Jahre Dutzende von Spenden an den Gesundheitssektor des Vereinigten Königreiches während der Vermarktung des Abnehmmittels Wegovy anzugeben. Apothekenfirmen, Wohltätigkeitsorganisationen, Ausbildungsanbieter, Berufsverbände und Patientengruppen erhielten Geld, was Novo Nordisk nicht deklarierte. Die Firma hatte bereits 2023 zugegeben, 7,8 Millionen £ an mehr als 150 Organisationen nicht veröffentlicht zu haben. Neue Untersuchungen der Universitäten Bath und Lund belegen nun, wie The Guardian schreibt, dass Novo Nordisk trotz der Offenlegungsverpflichtung und eines Schuldeingeständnisses immer noch Zahlungen an 30 Organisationen verschwiegen hat. Dazu gehörten 183.000 £ an nicht deklarierter Finanzierung für ein Gewichtsverlust-Coaching-Unternehmen, das mit Apotheken und dem National Health Service NHS zusammenarbeitet, und das Sponsoring von Webinaren, die von einem medizinischen Schulungsanbieter bereitgestellt werden, sowie Zuschüsse an Wohltätigkeitsorganisationen und ein königliches College. Eine Zahlung von 338.435 £ an eine globale Adipositas-Organisation wurde ebenfalls falsch offengelegt.

Dies ist kein Einzelfall, wie die Serie im The Guardian aufzeigt. [2][3][4][5] Pharmakonzerne werden immer wieder weltweit zu Milliardenstrafen verurteilt, weil sie ihre finanziellen Verbindungen nicht offenlegen.  Novo Nordisk verpflichtete sich nach eigenen Angaben, den Vorgaben des Industrie-Codes nach höchsten ethischen Standards einzuhalten. Diese ethischen Standards von Firmen beinhalten offensichtlich nicht, die Wirkung ihrer vermarkteten Produkte neutral mit allen Vor- und Nachteilen darzustellen und schließen daher ein hohes Täuschungspotenzial ein.

Karl Lauterbach setzte im April 2024 als Gesundheitsminister ein für die Industrie sehr willkommenes Zeichen: Der gemeinsame erste Spatenstich zum Bau einer Abnehmspritzenfabrik mit dem CEO des US-Pharmakonzerns Eli Lilly im rheinland-pfälzischen Alzey und ein Gesetz gegen Preistransparenz. Diese Maßnahmen signalisieren eine weitere Einladung zur Nutzung unseres Gesundheitssystems für Profite, anstatt klar zum Beenden der Kostensteigungsspirale und industriellen Beeinflussung beizutragen.

Autor

Niklas Schurig

Niklas Schurig ist als Facharzt für Allgemeinmedizin in einer Gemeinschaftspraxis in Rastatt niedergelassen. Seit 2012 engagiert er sich im MEZIS-Vorstand insbesondere zu den Themen ärztliche Fortbildungen und Digitalisierung.

Fußnote