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Digitalisierung

Liebe MEZIS,

es stellt sich vielleicht die Frage: Sollen wir uns als MEZIS jetzt auch noch mit ePa/Digitalisierung beschäftigen? Ich meine: Ja, unbedingt! Digitalisierung ist ein Schlagwort geworden, mit dem sich verhältnismäßig leicht und mit wenig Aufwand ein Anschein von Modernität und Progressivität erzeugen lässt. Aber: Wird die „Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege“ der Bundesregierung so wie geplant umgesetzt, kommt dies einem eklatanten Kulturbruch im Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient gleich. Erstmals läge die Datenhoheit für intimste, persönliche Gesundheitsdaten nicht mehr beim Patienten und einem ihm persönlich bekannten Ärztin/Arzt oder bei einer dem Patienten vertrauten Institution, sondern bei einem anonymen Datenspeicher, dessen Schutz und dessen Nutzung von politischen Interessen und veränderbaren gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie von intransparenten IT-Technologien abhängig wäre.

Ein genereller Nutzen von Big Data für das Gemeinwohl oder die wissenschaftliche Forschung ist zudem rein politisch oder wirtschaftlich motiviertes Wunschdenken und wissenschaftlich nicht belegt. Risiken werden hierbei systematisch ausgeblendet oder kleingeredet. Unzählige Beispiele von Datenpannen, Leaks und erfolgreicher Cyberkriminalität in In- und Ausland (ganz aktuell betroffen ist einer der größten IT-Dienstleister für die gesetzlichen Krankenkassen, die Bitmarck Holding GmbH) mit teilweise katastrophalen Folgen für die Betroffenen bleiben wider besseres Wissen unberücksichtigt. Viele Experten warnen zudem, dass eine sichere Anonymisierung/Pseudonymisierung der Patientenakten nicht möglich ist bzw. „rückgerechnet“ werden kann. Es wäre nicht dauerhaft kontrollierbar, wo in Zukunft diese Datenströme mit Hilfe von weiterentwickelter „KI“ geschickt zusammengeführt würden. Ein Wunschtraum der Digitalkonzerne könnte sich so endlich erfüllen und der „gläserne Patient / Konsument/Mensch“ könnte schon bald harte Realität werden. Absehbar (und politisch offenbar sogar gewünscht) ist dabei, dass Wirtschaft und Industrie diese Daten für ihre Partikularinteressen in großem Umfang nutzen. Auch die Pharmaindustrie wird sich mit Sicherheit Zugang zu diesen Daten verschaffen und diese mehr für ihre kommerzielle Interessen als für das Gemeinwohl zu nutzen wissen.

Bei der Planung dieser hochriskanten Digitalisierungsvorhaben wurden wir Ärztinnen und Ärzte weitestgehend übergangen. Nichtsdestotrotz werden wir aber als Datentypisten, Schnittstellenbetreiber und billige Dienstleister fest eingeplant. Das alles dürfen wir nicht kritiklos hinnehmen. Auch sind wir es, die unseren Patienten, die unter Verschleierung der Risiken für die ePA geködert werden sollen, am nächsten stehen. Daher sollten wir unsere Patienten und die Öffentlichkeit jetzt und nachhaltig über die Risiken und Nebenwirkungen des geplanten Digitalisierungs-Zunamis informieren und aufklären. Das ist ein Hebel, der Wirkung zeigen kann – und um dies zu erarbeiten, müssen wir uns, ganz nach dem MEZIS-Motto

Für Transparenz und gegen Einflussnahme im Gesundheitswesen

auch mit diesen komplexen Themen fortlaufend befassen. Hierfür möchten wir eine Arbeitsgruppe „Digitalisierung“ ins Leben rufen.  Es wäre wichtig und sehr willkommen, wenn sich einige, vielleicht auch besonders fachkundige, MEZIS für diese Teamarbeit (überwiegend Videokonferenz, Mail) melden würden. 

Alexander Miller

E-Mail:

Arbeitsbereiche

Gemeinsames Positionspapier zum Referentenentwurf des BGM für ein GDNG

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) plant aktuell eine tief in viele Versorgungs- und
Organisationsebenen hineinreichende Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens. Vor allem
zwei Gesetzesvorhaben sollen dafür den Weg ebnen: Ein „Digitalgesetz“ und ein „Gesundheitsdatennutzungsgesetz“ (GDNG)…. Weiterlesen