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Was gibt es Neues bei: Aktionsbündnis Fortbildung 2020 und Leitlinienwatch?

  • ANNETTE DIENER

Aktionsbündnis Fortbildung 2020

Wer einmal auf die Website www.cme-sponsorfrei.de geht wird feststellen, dass dort noch wenige  Gruppen Präsenzseminare anbieten und Ärzt:innen bei vier Anbietern online CME-Punkte sammeln können. Insgesamt sehr überschaubar. Was ist los? Einfache Frage und komplexe Antwort, wie eigentlich immer im Leben. Im Februar schrieb ich rund 50 E-Mails an Anbietende ärztlicher Fortbildungen, die wir im Internet recherchiert hatten und die uns sponsorfrei erschienen. Darunter waren einige Landesärztekammern und Akademien von LÄK und Ärzteverbänden. Ich bekam diverse Rückmeldungen, überwiegend Absagen und auch einige Interessenbekundungen – und ich freute mich über jede Antwort. Denn für das Verfassen einer Antwort ist es unablässig, dass man über die Formulierung nachdenkt und sich auf diese Weise irgendwie mit dem Problem oder der Frage auseinandersetzt – mehr oder weniger. Jedenfalls haben wir unser Anliegen gestreut und haben nun tatsächlich  neue Bündnispartner. Und wir werden auch schon gefunden und angesprochen.

Und was mich ebenfalls freut: Beim Erarbeiten der Webseite, beim Kontaktieren der Bündnispartner und -partnerinnen und Fragen nach deren Veranstaltungen, beim Präsentieren der Veranstaltungen und beim Entwickeln der Transparenzerklärung, beim Austausch über das Wieso Weshalb Warum, Wie und Was und Wann beschäftigen wir uns auch selbst ausgiebig mit dem Drumherum um ärztliche Fortbildungen. Wir hinterfragen uns, warum wir Elsevier als Sponsor bzw. Verlag der Vereinszeitschrift nicht akzeptieren wollen oder inwiefern man als Praxisinhaber:in einen Interessenkonflikt hat, wenn man über das Thema „Player des Systems – welche Rolle spielen wir selbst?“ referiert. Wir reflektieren über das Thema und erkennen viele Fallstricke im System und wachsendes Bewusstsein, beispielsweise von Anbietern, die ungern die Transparenzerklärungen an Referierende weiterleiten, während andere damit kein Problem haben und die Verpflichtung zum Ausfüllen unserer Erklärung sogar in ihre Honorarverträge mit den Referierenden aufnehmen (im Fall eines kommerziellen Fortbildungsanbietenden). Wir lernen und bleiben dran, denn wir wollen uns weiterentwickeln!

Wer Interesse, Anmerkungen oder weitere Ideen hat, meldet sich bitte gern bei .

Leitlinienwatch

Nach Gisela Schotts Tod (sie hatte die Arbeit des Leitlinienwatchteams koordiniert) in der zweiten Novemberhälfte letzten Jahres war es zunächst schwer, in einen „normalen“ Ablauf zu finden. Nach und nach gelang uns dies jedoch wieder: Das LLW-Team (https://www.leitlinienwatch.de/wer-wir-sind/) bewertet weiter und wir bekommen auch weiterhin Rückmeldungen von den Leitlinienautorinnen und -autoren oder den Koordinierenden der medizinischen Leitlinienarbeit nach einer Bewertung. Eine Rückmeldung war besonders schön: „Wir bedanken uns bei Leitlinienwatch für die Bewertung des Umgangs mit Interessenkonflikten bei der S3-Leitlinie „Lokaltherapie schwerheilender und/oder chronischer Wunden aufgrund von peripherer arterieller Verschlusskrankheit, Diabetes Mellitus oder chronischer venöser Insuffizienz“ und freuen uns sehr über das Ergebnis. Es spornt uns an, weiterhin an unseren Aktivitäten für eine evidenzbasierte und möglichst CoI (Conflict of Interest)-freie Gesundheitsversorgung festzuhalten.“, schrieb Brigitte Nink-Grebe, Generalsekretärin der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung. Die erwähnte Leitlinie (https://www.leitlinienwatch. de/lokaltherapie-schwerheilender-und-oder- chronischer-wunden-aufgrund-von-peripherer- arterieller-verschlusskrankheit-diabetes-mel- litus-oder-chronischer-venoeser-insuffizienz/) erhielt die bisher höchste Punktzahl: 17 von 18 erreichbaren Punkten!

Bei unserer MEZIS-VdPP-Fachtagung vom 12.- 14.4.2024 gab es weiteren Ansporn: Günther Egidi, Keynotesprecher am Freitagabend, erzählte, dass die Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften AWMF (www.awmf.org) genau darauf schaut, was Leitlinienwatch zu den Interessenkonflikten der Autorinnen und Autoren von Leitlinien in Deutschland schreibt. Die AWMF koordiniert und unterstützt die Leitlinienarbeit der Fachgesellschaften und hat Kriterien zum Umgang mit „Sekundärinteressen“, also Interessenkonflikten der Leitlinienautorinnen und -autoren aufgestellt. Wenn wir die Beurteilung einer Leitlinie auf Interessenkonflikte der Autorinnen, Autoren und Koordinierenden abgeschlossen und veröffentlicht haben, informieren wir neben den Leitlinienerstellenden Personen auch die AWMF, um uns gemeinsam eine Weiterentwicklung zu ermöglichen.

Ein positives Beispiel, wie in einer Kommission der Anteil von Mitgliedern mit Interessenkonflikten deutlich reduziert, und wie mit verbleibenden Interessenkonflikten konsequent umgegangen wird, zeigt das Vorgehen der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft: https://www.akdae.de/fileadmin/ user_upload/akdae/Kommission/Organisation/Statuten/Interessenkonflikte/Regeln.pdf.

Wir bleiben dran und versuchen weiterhin dafür zu sensibilisieren: „Wer für einen Hersteller arbeitet, kann nicht dessen Produkte in einer Leitlinie bewerten.“ (www.leitlinienwatch.de).

Wer sich gern bei Leitlinienwatch bei der Bewertung der Interessenlage der Leitlinienautorinnen und -autoren einbringen möchte, meldet sich bitte bei oder .

Autorin

Annette Diener

Dr. rer. nat. Annette Diener ist Biologin und seit 2020 angestellte Referentin bei MEZIS. Davor arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in verschiedenen Arbeitsgruppen und (meist medizinischen) Forschungsbereichen.

Transparenzerklärung:
Mitglied bei der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM).