Pressemitteilung: Neuer Hinterzimmerplausch des Gesundheitsministers Spahn mit den Pharmaspitzen?
7. Juni 2018
MEZIS fordert Abschaffung des Pharmadialogs für mehr Transparenz im Gesundheitswesen
Als ehemaligem Pharmalobbyist dürfte für den Gesundheitsminister Spahn die geplante Neuauflage des Pharmadialogs 2018 ein Treffen unter alten Freunden sein.
Wer im vagen Abschlussbericht des letzten Pharmadialogs liest, sucht vergeblich nach substantiellen Ergebnissen zu Themen, die für PatientInnen beziehungsweise BeitragszahlerInnen relevant sind – beispielsweise die Mondpreise von Arzneimitteln etwa gegen Hepatitis C. Zumindest beim ersten Pharmadialog von 2015/2016 könnte das daran gelegen haben, dass weder ÄrztInnen, PatientenvertreterInnen noch Kassen oder andere kritische Organisationen an den vier Treffen teilnehmen durften. Wohingegen die pharmazeutische Industrie gleich mit fünf Spitzenverbänden direkt mit den BundesministerInnen aus Gesundheit, Forschung und Wirtschaft unter Ausschluss der Öffentlichkeit plauschen durfte.
„Nach unserer Meinung wurde wieder ein einseitiges Agendasetting zugunsten der Pharmaindustrie betrieben“, sagt Dr. Thomas Mayer vom MEZIS-Vorstand und belegt direkt aus dem Abschlussbericht: „Die Dialog-Partner haben entlang der Wertschöpfungskette […] diskutiert.“
Ein anderes Zitat aus dem Bericht zeigt, dass die Pharmaindustrie ärztliche Leitlinien ganz unverhohlen weiter zur ihren Gunsten verbiegen will: „Die pharmazeutische Industrie wird prüfen, inwieweit ein freiwilliges Engagement pharmazeutischer Unternehmen bei der Erstellung von wichtigen Leitlinien, beispielsweise über einen Fond möglich ist, aus dem unter anderem die oft sehr aufwendige Literaturrecherche für die Erstellung von Leitlinien unterstützt werden soll.“
Dr. Niklas Schurig vom MEZIS-Vorstand fügt an: „Die Bundesregierung muss diese undemokratische Klüngelei im Hinterzimmer ohne parlamentarische Kontrolle sofort beenden. Ansonsten wird sie zum Komplizen der Pharmaindustrie, die weiterhin ungebremst die Arzneimittelausgaben in die Höhe treiben kann“.
Dr. Christiane Fischer, Ärztliche Geschäftsführerin von MEZIS: „Wir fordern die Bundesregierung auf, mit strikter Transparenz auf diese Umarmungsversuche der Pharmaindustrie zu reagieren: Wer Lobbyismus ablehnt, muss dem Pharmadialog den Kampf ansagen.“
MEZIS hat zumindest symbolisch nach dem Informationsfreiheitsgesetz die nicht-öffentlichen Protokolle beim Bundesgesundheitsministerium für 2016 angefordert.
Ansprechpersonen:
– Dr. med. Niklas Schurig, Vorstand MEZIS , Tel: 0175-8819113
– Dr. med. Christiane Fischer, Ärztliche Geschäftsführerin MEZIS: , Tel: 01575-5575135
– Dr. med. Thomas Mayer: , Tel: 0152-22531492