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Pressemitteilung: Arzneimittelsicherheit muss auch in Zeiten einer Pandemie gewährleistet bleiben!

Ärzteinitiative MEZIS e.V. besorgt über beschleunigte Entwicklungs- und Zulassungsverfahren bei SARS-CoV-2-Impfstoffen

Weltweit besteht ein großes Interesse, möglichst schnell eine wirksame Therapie und einen Impfstoff gegen den Erreger SARS-CoV-2 zur Verfügung zu haben. „Das ist nachvollziehbar!“, meint Manja Dannenberg, Vorstandsmitglied der Ärzteinitiative „MEZIS – Mein Essen zahl ich selbst“. „Dennoch darf die Sicherheit unserer Patientinnen und Patienten bei der Arzneimittelversorgung nicht leiden.“

Die Ankündigung des Paul-Ehrlich-Instituts, dass ein erster Impfstoff die Genehmigung zur klinischen Prüfung erhalten hat, lässt angesichts des Tempos Zweifel aufkommen an der Sorgfalt und der erforderlichen Neutralität im Prüfungsprozess. „Die Entwicklung, Prüfung und Zulassung von Impfstoffen darf – auch auf europäischer und internationaler Ebene – angesichts einer Pandemie nicht beschleunigt werden!“, fordert Dr. Helmut Jäger, ebenfalls Mitglied im Vorstand bei MEZIS. „Das erwies sich schon in der Vergangenheit mehrfach als Fehler: als Ergebnis kamen Impfstoffe zur Anwendung, die mehr schadeten als nutzten.“ Als Beispiel sei auf die Impfstoffe verwiesen, die bei der Schweinegrippe-Pandemie 2009 und bei der Dengue-Prävention 2017 auf den Philippinen eingesetzt wurden.

Angesichts der zu erwartenden riesigen Nachfrage weltweit dürfte bei den Impfstoffherstellern das wirtschaftliche Interesse an einer Zulassung ihres Produktes groß sein. Erste Berichte über US-amerikanische Impfstoffstudien am Menschen, die entgegen bislang geltender Regeln ohne vorangegangene Sicherheitsüberprüfung an Versuchstieren genehmigt wurden, lassen vermuten, unter welchem Druck Zulassungsbehörden aktuell stehen.

Vor diesem Hintergrund gibt auch die spätere Preisgestaltung Anlass zur Sorge. Vorstandsmitglied Dr. Niklas Schurig lenkt den Blick auf die Situation in den Flüchtlingscamps und den Entwicklungsländern: „Es ist zu befürchten, dass ein verfügbarer Impfstoff dann nur für reiche Industrienationen mit nahtloser Kühlkette erschwinglich sein wird!“

Die Ärzteinitiative wird die kommenden Entwicklungen bei der Impfstoff- und Medikamentenentwicklung zur Eindämmung der Pandemie sehr kritisch beobachten. Sie fordert eine enge wissenschaftliche Begleitung bei der späteren Anwendung  – durch öffentlich finanzierte, herstellerunabhängige Studien – und politische Anstrengungen für erschwingliche Marktpreise, um auch ärmeren Ländern die Versorgung zu ermöglichen.

 

Quellen:

Pressemitteilung des PEI vom 22.4.2020
https://www.pei.de/DE/newsroom/pm/jahr/2020/08-erste-klinische-pruefung-sars-cov-2-impfstoff-in-deutschland.html

https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/coronavirus-jennifer-haller-erste-testperson-fuer-corona-impfstoff-berichtet-a-27173d9d-905f-45c8-9ead-748d6dced4f3

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/112073/Erste-klinische-Pruefung-eines-Impfstoffs-gegen-SARS-CoV-2-in-Deutschland-steht-bevor

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5253292

https://www.scientificamerican.com/article/how-the-worlds-first-dengue-vaccination-drive-ended-in-disaster/

2020