MEZIS Fachtagung zu „Arzneimittelengpässen und Preispolitik“
MEZIS Fachtagung „Um jeden Preis? – Arzneimittelengpässe und Preispolitik“ vom 21.-23. April 2023 im Nietzsche-Dokumentationszentrum Naumburg (Saale)
Politik macht Zugeständnisse an die Industrie – Entwurf zum Lieferengpassbekämpfungsgesetz greift zu kurz
Lieferengpässe für wichtige Arzneimittel beschäftigen seit vielen Monaten Ärzteschaft, Apotheken sowie Patientinnen und Patienten. Die Mechanismen und Problemfelder, die zu dieser Situation geführt haben, sind vielschichtig, einige seit langem bekannt.
„Der nun vom Kabinett verabschiedete Entwurf zum Lieferengpassbekämpfungsgesetz [1] ist eine Mogelpackung und wird der Komplexität der Ursachen nicht gerecht“, resümiert Manja Dannenberg, Hausärztin und Vorstandsmitglied der Ärzteinitiative MEZIS – Mein Essen zahl‘ ich selbst e.V. Instrumente zur Erfassung der Versorgungslage und zur Bevorratung bietet auch das geltende Arzneimittelgesetz bereits. „Vor allem aber verpflichtet es pharmazeutische Unternehmen, für die kontinuierliche und bedarfsgerechte Bereitstellung ihrer in Deutschland zugelassenen Arzneimittel zu sorgen. Allerdings ist im neuen Gesetzesentwurf nichts von wirkungsvollen Sanktionsmöglichkeiten zu lesen, wohl aber von umfangreichen finanziellen Zugeständnissen an die Industrie“, ergänzt Susi Bonk, Fachärztin für Chirurgie und MEZIS-Beiratsmitglied.
Die Ärzteinitiative, die sich seit 15 Jahren mit Einflussnahmen im Gesundheitswesen und den Entwicklungen auf dem Arzneimittelmarkt beschäftigt, kritisiert vor allem fehlende Maßnahmen zur Eindämmung der Kostenexplosionen für neue Arzneimittel, die durch Sparmaßnahmen im Bereich der patentfreien, bewährten Medikamente (sogenannte Generika) kompensiert werden müssen.
Am kommenden Wochenende, vom 21.-23. April, werden sich Mitglieder und Gäste der Initiative MEZIS diesem komplexen Thema im Rahmen ihrer diesjährigen Fachtagung im Nietzsche Dokumentationszentrum in Naumburg (Saale) widmen.
Für die Podiumsdiskussion am Freitagabend konnten mit der gesundheitspolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion von Sachsen-Anhalt, Frau Dr. Heide Richter-Airijoki, und Herrn Konstantin Pott, sozialpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, zwei Vertreter:innen aus der Politik gewonnen werden. Gemeinsam mit einer Vertreterin der AOK, Frau Dr. Katja Knauf, dem Gesundheitswissenschaftler Jörg Schaaber und dem Apotheker Florian Schulze werden Fragen rund um die Arzneimittelversorgung diskutiert: Welche Rolle spielt die Globalisierung bei Engpässen? Bringen höhere Preise eine höhere Verfügbarkeit und eine bessere medizinische Versorgung? Wie kann die Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten unabhängig von Marktinteressen sichergestellt werden und wer trägt dafür die Verantwortung?
Am Samstag werden sich die Teilnehmer:innen in Vorträgen und Arbeitsgruppen vertiefend mit diesen Fragestellungen beschäftigen und Lösungsansätze erarbeiten. Auch ein philosophischer Blick auf das Thema Gesundheit wird angesichts des Tagungsortes nicht fehlen.
[1] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/arzneimittelgesetz-kabinett-05-04-23.html