Skip to main content

Ärzteinitiative fordert die Politik zu Regelungen auf und stellt neue Leitlinie vor

Pressemitteilung, 11. April 2019

Nutzenbewertung von Arzneimitteln bislang ohne Wirkung auf das Verordnungsvolumen

MEZIS-Fachtagung zu Über-, Unter- und Fehlversorgung fordert die Politik zu Regelungen auf

„Erneut ist uns eine erfolgreiche Fachtagung zu einem wichtigen aktuellen Thema der Gesundheitsversorgung gelungen!“, freut sich Dr. Christiane Fischer, die ärztliche Geschäftsführerin von MEZIS.

Am vergangenen Samstag widmeten sich zahlreiche Mitglieder und Gäste im sonnigen Hamburg der Über-, Unter- und Fehlversorgung in der Medizin. Prof. Dr. Gabriele Meyer, Direktorin des Instituts für Gesundheits- und Pflegewissenschaft in der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, stellte in ihrem Keyspeaker-Vortrag Studiendaten zur Reduktion von ruhigstellenden Maßnahmen bei der Pflege älterer Menschen vor und beleuchtete kritisch die Umsetzung des Menschenrechts auf Gesundheit in Deutschland und global. Der Palliativmediziner Dr. Matthias Thöns berichtete von besorgniserregenden Beispielen der Übertherapie am Lebensende. Prof. Dr. Martin Scherer, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin und der Poliklinik des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, stellte eine neue Leitlinie zum Schutz vor Über- und Unterversorgung vor. „Oft führt die Verteilung der Verantwortlichkeiten auf mehrere Fachdisziplinen und die Angst vor einer falschen Entscheidung zu unnötiger Diagnostik und Behandlung“, fasst Dr. Thomas Mayer, Anästhesist und MEZIS-Vorstandsmitglied, die Ergebnisse des Workshops zur Fehlversorgung zusammen. „Wir unterstützen daher die von vielen Fachkreisen geäußerte Forderung nach einem Primärarztsystem.“

Eine rege Diskussion entbrannte um den Vortrag von Dr. Antje Behring, Referentin des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), die Daten zur frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln präsentierte. Für knapp die Hälfte der seit 2011 bewerteten Medikamente konnte kein Zusatznutzen gefunden werden – dies blieb jedoch ohne Auswirkung auf das Verordnungsvolumen! „Wir leisten uns ein aufwändiges Verfahren zur Bewertung von neuen Arzneimitteln – und doch bleibt dieses Instrument wirkungslos, weil der politische Wille zur Regulierung der Verordnungsfähigkeit fehlt!“, kritisiert MEZIS-Vorstandsmitglied Manja Dannenberg. Die Teilnehmenden forderten die Politik dazu auf, den Bestandsmarktaufruf im Rahmen des AMNOG wieder in Kraft zu setzen, die Ärztinnen und Ärzte besser über die Ergebnisse der Nutzenbewertung zu informieren und Möglichkeiten zur Verordnungseinschränkung von Medikamenten ohne Zusatznutzen zu schaffen.

Schließlich appellierte Dr. med. Uwe Denker, Vorsitzender der Praxis ohne Grenzen in Bad Segeberg, an die Verantwortungsträger in Politik und bei den Krankenversicherungen: „Schafft einen ‚Rettungsschirm‘ für in Not geratene Kranke!“ und formulierte zehn Forderungen der „Praxen ohne Grenzen“.

Besonders erfreulich war die rege Teilnahme von Hamburger Medizinstudierenden, deren Initiative „Our health is not for sale“ von MEZIS begrüßt und mit einer gemeinsamen Aktion unterstützt wurde. Die Ärzteinitiative, die im letzten Jahr ihr 1000. Mitglied begrüßen durfte, hatte am Vorabend der Fachtagung den Vorstand neu gewählt. Bis auf ein ausscheidendes Vorstandsmitglied bestätigte die Wahl den amtierenden Vorstand. Neu hinzugewählt wurden Prof. Dr. Dominikus Bönsch, ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Lohr, und Dr. Helmut Jäger, international engagierter Gynäkologe. Sie verstärken ab sofort die Vorstandsarbeit.

Ansprechpersonen:
Dr. med. Christiane Fischer, Ärztliche Geschäftsführerin MEZIS, E-Mail: , Tel. 01575-5575135
Dr. med. Thomas Mayer, Vorstand MEZIS, , Tel. 0152-22531492
Sabine Hensold, Referentin MEZIS, E-Mail: , Tel. 0163-1469696
Manja Dannenberg, Vorstand MEZIS, E-Mail: , Tel. 0152-36826452

2019