Skip to main content

MEZIS veröffentlicht Informationsfilm über die Geschäftspraktiken der Pharmaindustrie

Informationsfilm „Leben – eine Kostenfrage!“

Welche Auswirkungen haben die kontinuierlich steigenden Arzneimittelpreise auf den Zugang zu Medikamenten? Wie gefährdet die Preispolitik der Pharmaindustrie zunehmend die Versorgung mit lebensnotwendigen Medikamenten? Wie hängen überhöhte Arzneimittelpreise und nicht bedarfsgerechte Forschung zusammen? Und welche Lösungsstrategien stehen dieser Entwicklung entgegen? Diesen und weiteren Fragen widmet sich der MEZIS Informationsfilm „Leben – eine Kostenfrage!“ von Filmemacher André Schuster. Der Kurzfilm ist ab sofort unter https://www.youtube.com/watch?v=Z1tWKddAdD4 zu sehen.

Der Film entstand im Rahmen der MEZIS-Fachtagung „Leben – eine Kostenfrage!“ am 1. und 2. Dezember 2016 in Berlin. Rund 50 ÄrztInnen, GesundheitswissenschaftlerInnen und VertreterInnen der Zivilgesellschaft diskutierten die Auswirkungen kontinuierlich steigender Arzneimittelpreise und erörterten Lösungsstrategien.

Utopische Arzneimittelpreise belasten das Gesundheitssystem

Sarah Dinges, Medizinstudentin, MEZIS Mitglied und Mitglied der Initiative Universities Allied for Essential Medicines (UAEM), hat auf der Tagung mit ExpertInnen aus dem Gesundheitswesen gesprochen, darunter die Ärztliche Geschäftsführerin von MEZIS, Dr. med. Christiane Fischer. Sie sagt: „Der gemeinsame Nenner der Pharmakonzerne ist der Profit. Der Preis eines Medikaments orientiert sich nicht an den Forschungskosten, schon gar nicht an den Produktionskosten, sondern allein am Marktwert.“ Dr. med. Thomas Mayer, MEZIS Vorstandsmitglied und Mitarbeiter des GKV-Spitzenverbands, ergänzt: „Zwischen den vom Arzneimittelhersteller festgesetzten Preisen und den Entwicklungskosten besteht keinerlei Zusammenhang. Die anfallenden Produktionskosten sind ebenfalls minimal im Vergleich zu den späteren Arzneimittelkosten. Beispielsweise beim Hepatitis-C-Medikament Sofosbovir. Während die Jahrestherapiekosten pro Patient stolze 43.500 Euro betragen, belaufen sich die Produktionskosten für den Patienten für ein Jahr auf lediglich ca. 100 Euro.“

Die immer teurer werdenden Medikamente reflektieren eine Ineffizienz im Gesundheitswesen, so Prof. Dr. med. Thomas Lempert, Chefarzt der Schlosspark-Klinik Berlin, MEZIS Mitglied und Mitglied des Fachausschusses für Transparenz und Unabhängigkeit in der Medizin der AkdÄ. Auf die Frage, inwieweit der Prozess der Preisfindung transparent ist, sagt er: „Wir wissen nicht genau, wieviel die Pharmaunternehmen für Forschung und Entwicklung ausgeben. Auch der Marketinganteil in den Firmenetats ist nicht genau bekannt. Die Pharmaindustrie hält gerne den Deckel drauf. Wir brauchen Transparenz, um zu fairen Arzneimittelpreisen zu kommen. Es ist nicht Aufgabe der Versichertengemeinschaft, Profitmargen von 20 bis 30 Prozent und ausufernde Marketingetats zu finanzieren“.

Politik muss Verantwortung übernehmen

MdB Niema Movassat (Die Linke) führt aus: „Pharmaunternehmen forschen vor allem in Bereichen, die sich betriebswirtschaftlich für sie lohnen. Sie forschen lieber für ein Mittel gegen Haarausfall als für ein Medikament gegen Tuberkulose.“ Weiter gibt er zu bedenken, dass das marktwirtschaftliche Prinzip von Angebot und Nachfrage nirgendwo so versagt wie in der Bereitstellung lebensnotwendiger Medikamente. Er appelliert an die Politik, die Pharmaunternehmen an ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu erinnern und in die Pflicht zu nehmen. Durch gesetzliche Maßnahmen sollte sie Druck ausüben.

Florian Schulze, Referent für Gesundheits- und Pflegepolitik Fraktion Die Linke im Bundestag und VdPP-Vorstandsmitglied, berichtet: „Der Großteil der Pharmakonzerne sind große, börsennotierte Unternehmen, die in erster Linie ihren Aktionären verpflichtet sind und auch als solche handeln. In diesem Kontext reicht es nicht, das Verhalten der einzelnen Unternehmen zu kritisieren. Um wirklich Veränderungen zu erreichen, muss man vorher ansetzen. Wir müssen die Profitorientierung schon in der Forschung und Entwicklung neuer Arzneimittel hinterfragen.“

Manifest und Globales No-Free-Lunch-Treffen 2017

Damit alle Menschen weltweit bedingungslos Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten erhalten, entstand aus den Ergebnissen der Fachtagung ein Memorandum mit konkreten Lösungsansätzen: https://mezis.de/pressemitteilung-grosser-erfolg-der-mezis-fachtagung-leben-eine-kostenfrage/ . Außerdem wird das Thema „Leben – eine Kostenfrage!“ im Rahmen der MEZIS-Fachtagung anlässlich des zehnjährigen Jubiläums mit dem Titel „Wie Interessenkonflikte der Gesundheit auf der ganzen Welt schaden“ vom 15. bis 17. September 2017 in Berlin weiter geführt werden: https://mezis.de/events/10-jahre-mezis-internationales-no-free-lunch-treffen/

Ansprechpersonen:
– Dr. Christiane Fischer, Ärztliche Geschäftsführerin MEZIS: , Tel: 01575-5575135
– Dr. med. Thomas Mayer, Vorstand MEZIS: Tel: 0152-22531492
– André Schuster, Filmemacher:

Die Pressemitteilung finden sie hier

 

2017