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MEZIS sieht Verbesserungstendenz bei ärztlichen Handlungsleitlinien

Medizinische Leitlinien dienen Ärztinnen und Ärzten als Richtlinie bei der Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen. Sie sollen ausschließlich auf der Basis wissenschaftlicher Ergebnisse erstellt werden, sind jedoch gleichzeitig Ziel der Einflussnahme durch die Arzneimittelindustrie. Die häufigen Verbindungen der Autor:innen mit Arzneimittelherstellern, beispielsweise durch Beraterverträge, Vortragshonorare und Industrie-finanzierte Studien, stehen einer unabhängigen Beurteilung im Weg. „Die Pharmaindustrie sitzt indirekt über die von ihr bezahlten ärztlichen Meinungsführerinnen und -führer oft mit am Tisch!“, weiß Niklas Schurig, Vorstandsmitglied bei MEZIS. Diese Beeinflussungen sind für Ärzt:innen meistens nicht erkennbar.

2015 hat sich daher die Gruppe Leitlinienwatch als eine Art Qualitätssicherungsinstanz gegründet, ausgehend von den Initiativen MEZIS, NeurologyFirst  und Transparency International Deutschland. Die Gruppe untersucht ärztliche Leitlinien auf das Vorhandensein und den Umgang mit Interessenkonflikten der Beteiligten. Anhand eines standardisierten Kriterienkatalogs vergibt sie Punkte. Je mehr Punkte eine Leitlinie bekommt, desto besser ist der Umgang mit Interessenkonflikten. Anschließend informiert Leitlinienwatch die Autor:innen über die Ergebnisse. Thomas Lempert, Initiator von Leitlinienwatch, erklärt: „Wir haben häufig gute Gespräche mit den Leitliniengruppen. Die Bewertungen werden von den Autor:innen als sehr konstruktiv geschätzt.“

Vielleicht tragen sie zu der positiven Entwicklung bei, die bei Leitlinienwatch-Datenauswertungen deutlich werden. „Es lässt sich ein wachsendes Bewusstsein für Interessenkonflikte bei der Leitlinienerstellung erkennen“, resümiert Niklas Schurig. „Die Leitlinie zur Therapie schwerheilender Wunden der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. (DGfW) ist ein Beispiel dafür, wie sich mit konsequenten Maßnahmen eine Unabhängigkeit von kommerziellen Interessen erreichen lässt. Wir konnten 17 von 18 möglichen Punkten vergeben, das ist der Spitzenwert bei Leitlinienwatch!“

 

 

2024