Gekaufte Meinung im Ärzteblatt reduziert das Krebsrisiko für teure Medikamente
Im Deutschen Ärzteblatt erschien am 1. November der Artikel „Rheumatoide Arthritis: Erhöhtes Krebsrisiko durch TNFi?“ bei dem drei Experten zur Frage Stellung beziehen sollten, ob diese Art von hochpreisigen Medikamenten zu vermehrten Krebsfällen führen könne. Die beiden zuerst befragten Experten Herr Specker und Frau Strangfeld sahen das Risiko als nicht so hoch an, nur die dritte Expertin Frau Bass ging davon aus, dass das Krebsrisiko möglicherweise unterschätzt werde.
Ein Grund für diese doch diametral unterschiedlichen Einschätzungen könnten Interessenkonflikte und dadurch entstehende bewusste oder unbewusste Fehleinschätzungen sein.
Herr Specker schrieb zu seinen Interessenkonflikten im Artikel: „Der Autor gibt an, Teilnahmegebühren für einen Kongress oder eine Fortbildungsveranstaltung von Abbvie erhalten zu haben.“ Die Auskunft ist aber offensichtlich unvollständig, so findet man in einer Studie von Roche zu einem anderen Antikörper von 2022: „C. Specker has received honoraria for consulting from AbbVie, Boehringer Ingelheim, Chugai, Lilly, Novartis, Sobi, and UCB; speakers’ bureau from AbbVie, Celgene, Chugai, Janssen-Cilag, Lilly, MSD, Novartis, Pfizer, Roche, and UCB; and grant/ research/study support from Boehringer, Chugai, GSK, and Roche„. Die Unterschlagung derlei relevanter Interessenkonflikte in diesem Kontext führt nicht nur den Leser in die Irre, sondern ist als grobes wissenschaftliches Fehlverhalten anzusehen!
Auch die zweite Expertin hat ihre Interessenkonflikte nur unvollständig offengelegt, so fehlte die Angabe finanzieller Beziehungen zu „AbbVie, Bristol Myers Squibb, Celltrion Pharm, Eli Lilly and Company, Pfizer, Roche und UCB“.
Die zuletzt zu Wort kommende Expertin Frau Bass hat keine relevanten Interessenkonflikte und wird zitiert mit: „Bis zu einem gewissen Grad haben wir das von TNFi ausgehende Krebsrisiko unterschätzt.„
Fazit: Zwei von drei zitierten Experten haben relevante Interessenkonflikte, so dass sie zu diesem brisanten Thema eigentlich keine neutrale Meinung abgeben können. Dennoch lässt das Ärzteblatt dies nicht nur zu sondern übersieht die unvollständigen Offenlegungen der Interessenkonflikte. Im Ergebnis bekommt die Leserschaft keine fundierten Experten-Meinungen sondern ein interessenkonflikt-behaftetes Zerrbild präsentiert.
Neben einer Korrektur der fehlenden Interessenkonflikte erwarten wir vom Ärzteblatt zukünftig mehr Sorgfalt bei der Auswahl der Experten und die obligate Kontrolle der Interessenkonflikte.