Es besteht die gesetzliche Pflicht für Ärztinnen und Ärzte, durch den Besuch von CME-Fortbildungen fortlaufend CME-Punkte zu erwerben. Die Kassenärztliche Vereinigung erteilt beim Nachweis der Fortbildungspunkte die Zulassung zur Patientenversorgung (§ 95d Abs. 3 SBG V). Die Bundesärztekammer hat auf Grundlage des rechtlichen Rahmens Empfehlungen zur ärztlichen Fortbildung formuliert.

Diese Pflicht zur Fortbildung öffnet industriellen Unternehmen die Möglichkeit, durch das Angebot von ärztlichen Fortbildungen ihre Produkte bekannt zu machen. Die Organisation von  Fortbildungen ist aufwendig und kostspielig, Ärztinnen und Ärzte sind anspruchsvoll. Pharmazeutische Unternehmen bieten den mit der Fortbildung Beauftragten ein Rundum-Sorglos-Paket mit Referierenden, Räumlichkeiten und Einladungsflyern – umsonst – und vermarkten so ihre Produkte äußerst effizient.

Umsonst, oder genauer ausgedrückt: kostenfrei, ist die Fortbildung nur für die sie besuchenden Ärztinnen und Ärzte, die dabei häufig sogar mit Mahlzeiten versorgt werden. Kosten entstehen anderen:

• Krankenkassen und damit Versicherten, weil die Arzneimittelpreise durch dieses direkte Marketing an die verordnende Ärzteschaft durch die Industrie weiterhin angehoben werden können,
• PatientInnen, die wenig erforschte Medikamente von der Ärzteschaft verordnet bekommen (Skandale wie Lipobay und Vioxx und viele weitere zeigen dieses effektive Marketing).

Die Zertifizierung der CME-Fortbildungen und ihrer Inhalte – und damit die Entscheidung darüber, ob eine Fortbildung der Werbung dient oder einer neutralen Darstellung von Therapie- oder Diagnosemöglichkeiten –  obliegt den Landesärztekammern. Diese wiederum  zertifizieren nach folgenden rechtlichen Grundlagen :

• Berufsordnungen der entsprechenden Landesärztekammer, meist angelehnt an die Muster-Berufsordnung (MBO) der Bundesärztekammer vom 5.5.2021 
• Muster-Fortbildungsordnung der Bundesärztekammer vom 9.5.2024
• Empfehlungen zur ärztlichen Fortbildung der Bundesärztekammer (4. überarbeitete Auflage, Stand 14.10.2022).

Wir engagieren uns in verschiedenen Landesärztekammern in den Fortbildungskommissionen, um für eine Pharma- und Industrie-freie ärztliche Fortbildung zu sensibilisieren.