Augsbuger Erklärung
Ärzte engagieren sich gegen Einflussnahme der Pharmaindustrie!
MEZIS-Mitglieder beschließen in Augsburg Kernforderungen an Ärzteschaft und Politik.
- Welchen Einfluss nehmen die Medikamentenhersteller auf ärztliche Entscheidungen?
- Wie können ärztliche Interessenkonflikte mit ihnen sichtbar gemacht werden?
- Wie lässt sich der zunehmende Pharma-Einfluss auf ärztliche Fortbildungen aufhalten?
- Und was denken Medizinstudierende über Pharmasponsoring im Studium?
Antworten auf diese und ähnliche Fragen suchten Ärztinnen und Ärzte am Wochenende (14.-16.3.2014) in Augsburg. MEZIS hatte zur Mitgliederversammlung geladen. Die „Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte“ engagiert sich gegen den wachsenden Einfluss der Pharmahersteller auf ärztliches Handeln. Dazu zählen auch Einladungen ins Restaurant. Daher der Name MEZIS: „Mein Essen zahl ich selbst“.
Über Interessenkonflikte im ärztlichen Handeln und die besondere Vertrauensstellung des ärztlichen Berufes sprach Prof. Dr. Dr. h.c Wolfgang Huber, der ehemalige Bischof und Ratsvorsitzender der EKD am Freitagabend. Nicht der eigene Vorteil sondern das Patientenwohl solle im Fokus ärztlichen Handelns stehen.
Bei der Mitgliederversammlung am Folgetag blickte man erfreut auf steigende Mitgliederzahlen und die positive Medienresonanz im Vorjahr. Längst hat das frühere Nischenthema „Interessenkonflikte“ die breite Ärzteschaft und das öffentliche Bewusstsein erreicht. Doch nun gilt es, nach vorne zu schauen:
Mit der sog. „Augsburger Erklärung“ wurden Kernforderungen an Ärzteschaft und Politik formuliert:
Präambel
Die Gesundheit als öffentliches Gut zu schützen, verstehen wir als gesellschaftliche Aufgabe.
Ärztinnen und Ärzte sind verpflichtet, ihr Können zum Wohle der Patientinnen und Patienten einzusetzen. Dies erfordert eine besondere Vertrauensstellung.
Um diese in einer Zeit zunehmender „Vermarktlichung“ des Gesundheitswesens zu schützen, erheben wir die folgenden Kernforderungen:
Forderungen an die Ärzteschaft
• Berufsrecht ohne doppelten Boden!
MEZIS fordert: Die Berufsordnungen müssen so eindeutig formuliert werden, dass Zuwendungen der Pharma- und Medizinprodukteindustrie in jedweder Form als nicht zulässig gelten.
• Transparenz von Einflüssen!
MEZIS fordert die generelle Offenlegung und einen verantwortungsvollen Umgang mit Interessenkonflikten.
• Leitlinien-Erstellung ohne Einfluss der Pharmaindustrie!
MEZIS fordert: Autoren mit relevanten Interessenkonflikten sollen bei der Entwicklung von Leitlinien ausgeschlossen werden.
• Keine CME-Zertifizierung von industriefinanzierten Fortbildungen!
MEZIS fordert die Fachgesellschaften, Berufsverbände und Standesvertretungen dazu auf, herstellerunabhängige Fortbildungen anzubieten.
Forderungen an die Politik
• Offenlegung aller Studiendaten!
MEZIS fordert: die Verpflichtung zur Offenlegung aller Daten klinischer Studien muss gesetzlich verankert werden.
• Pflichtinhalt im Medizinstudium!
MEZIS fordert: unabhängige Fortbildungsstrategien und der Umgang mit der Pharma- und Medizinprodukteindustrie sollen als Pflichtinhalt ins Medizinstudium integriert werden.
• Patienteninformation ohne Einfluss der Pharmaindustrie!
MEZIS fordert: Patienteninformation in den Medien darf nicht als Einfallstor für versteckte Laienwerbung (Direct-to-consumer-Advertising) dienen.
Die MEZIS-Ärzte und Ärztinnen haben sich zur nächsten Mitgliederversammlung am 21.3.2015 in Leipzig verabredet. Bis dahin werden nun Strategien und Hintergrundinformationen entwickelt, um die Forderungen der „Augsburger Erklärung“ umzusetzen. Es gibt noch viel zu tun!
Presseinformation:
Dr. med. Christiane Fischer, Ärztliche Geschäftsführerin MEZIS, Hamm: 0162-5641513;
Nik Koneczny, Internist, Vorstandsmitglied MEZIS, Witten/Herdeck: 02330-974767