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Pressemitteilung 16. Mai 2017: Das Thema Global Health wird an den meisten deutschen Hochschulen vernachlässigt

Das Thema Global Health wird an den meisten deutschen Hochschulen vernachlässigt

Antibiotikaverschmutzung indischer Gewässer, immer mehr Erkrankte an multiresistenten Keimen und gleichzeitig kaum Forschung dazu an deutschen Hochschulen. MEZIS kritisiert zusammen mit der studentischen Initiative Universities Allied for Essential Medicines Europe e.V. (UAEM) und der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd), dass viele Medizinfakultäten ihrer globalen Verantwortung nicht gerecht werden. Dabei zeigen die neuesten Skandale, dass Gesundheit nicht nur national gedacht werden darf.

Wie steht es um das Bewusstsein für globale Gesundheit an unseren Universitäten?

Dieser Frage ging eine Arbeitsgruppe der UAEM in Kooperation mit der bvmd in einer aufwändigen Recherche nach. In einem Ranking sind die Ergebnisse der 36 medizinischen Fakultäten öffentlich finanzierter Universitäten auf www.globale-gesundheit.de einzusehen. Die neue Studie zeigt Lichtblicke, aber auch Defizite an deutschen Universitäten auf.

Die Freiburger Medizinstudentin Nora Lennartz hat maßgeblich an der Recherche mitgewirkt. Sie wünscht sich im Hörsaal mehr Diskussionen über die gesellschaftliche Verantwortung von Ärztinnen und Ärzten: „Zum ersten Mal werden die Hochschulen nicht nach Exzellenz, sondern nach sozialen Aspekten bewertet, und zwar global gesehen! Es ist ein Skandal, dass wir in unserer Leistungsgesellschaft die wirklich wichtigen Themen aus den Augen verlieren.“

Nach dem Vorbild des US-amerikanischen Global Health Rankings (New York Times, 08.04.2013) wurden bundesweit 36 Fakultäten nach drei Aspekten beurteilt:

1.       Forscht die Universität im Bereich Global Health, besonders in Bezug auf armutsassoziierte und vernachlässigte Krankheiten?

2.       Fördert die Universität den nationalen und weltweiten Wissenstransfer und eine sozial gerechte Verwertung ihrer Forschungsergebnisse?

3.       Bringt sie ihren Studierenden nahe, was es bedeutet, Gesundheit global zu denken? Fördert sie darüber hinaus auch den internationalen Austausch?

Epidemien wie Ebola, die Ausbreitung multiresistenter Keime und nicht übertragbarer Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck zeigen immer wieder, dass Krankheiten keine Grenzen kennen. Deshalb kann Gesundheit nicht nur national gedacht werden. Genau das jedoch ist an den meisten deutschen Hochschulen selten ein Thema.

Die Ergebnisse des Rankings zeigen:

Es gibt kaum Forschung zu vernachlässigten oder armutsassoziierten Krankheiten. Nur die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg bietet im regulären Curriculum ein verpflichtendes Global Health Modul an. Zudem fehlt an 34 der 36 medizinischen Fakultäten ein sozial bewusster Umgang mit Forschungsergebnissen, welche häufig die Grundlage lebensrettender Medikamente bilden. Wenn medizinische Innovationen ohne Vorbehalt an Unternehmen verkauft werden, dienen sie mehr dem Profit der Pharmaindustrie als dem Gemeinwohl.

„Das Thema Medikamentenpreise geht uns alle etwas an“, sagt Dr. med. Christiane Fischer, die Ärztliche Geschäftsführerin der Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte MEZIS. „Ein Drittel der Medikamente, die auf den Markt kommen, haben ihren Ursprung in universitärer Forschung. Das neue Hochschulranking fordert zu Recht Transparenz auf dem Campus. Der Grund für die überhöhten Preise ist oft die Gier der Pharmaunternehmen. Denn der Preis eines Medikaments orientiert sich nicht an den Forschungskosten, schon gar nicht an den Produktionskosten, sondern alleine am Marktwert.“

Carolin Siech, Verantwortliche für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der bvmd, ergänzt: „Jede biomedizinische Entwicklung, die von einer öffentlich-finanzierten Forschungsinstitution gefördert wird, und die das Potential hat, zu einem Medikament weiterentwickelt zu werden, muss die Möglichkeit behalten, für die medizinische Versorgung auch in Ländern mit niedrigen Ressourcen zugänglich zu sein.“

Die Studie weist auf diese Problematik hin. Sie möchte Studierende, Forschende und die Öffentlichkeit für das Thema gerechte Medikamentenforschung sensibilisieren. Wenn sich deutsche Hochschulen weiterhin mit ihrer Spitzenforschung rühmen wollen, brauchen sie ein gerechtes Forschungssystem.

Verfolgen Sie unsere bundesweiten Aktionen zur Veröffentlichung des Rankings auf Facebook! Videos vergangener Aktionen finden Sie hier, Bildmaterial zur Veröffentlichung hier.

Für Interviews und weitere Informationen zum Ranking stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung. Auch stellen wir Ihnen einen Kontakt zu engagierten Studierenden in Ihrer Stadt her!

 Die PM finden Sie hier.
 
Pressebeauftragte des Hochschulrankings Globale Gesundheit, Nora Lennartz, E-Mail: , Tel: +49 (0) 175 7167048, www.uaem.org

Verantwortliche für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der bvmd , Carolin Siech, E-Mail: , Tel: +49 (0) 157 84728449, www.bvmd.de

Ärztliche Geschäftsführerin MEZIS , Dr. med. Christiane Fischer, E-Mail: , Tel: +49 (0) 1575 5575135, www.mezis.de

 

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