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Mehrfachpublikation

Wenn man eine gute Nachricht hat, soll man sie immer wieder verkünden – oder etwa nicht?

Nun ja, was als Methode für das Marketing zielführend sein mag, gilt nicht zwingend für die Wissenschaft. Die Auswirkung mehrfach publizierter Studien recherchierte eine Gruppe britischer Anästhesist:innen exemplarisch für Ondansetron, ein teures Medikament gegen Übelkeit und Erbrechen.1

Die zusammengefassten Studiendaten suggerierten zunächst, dass 4,9 Patient:innen das Medikament erhalten müssen, um bei einem von ihnen ein Erbrechen nach einer Operation zu verhindern (sog. Number needed to treat, NNT). Bei ihren Recherchen fanden die Briten jedoch heraus, dass einige Studien mehrfach publiziert worden waren, oft unter gänzlich unterschiedlichen Autorennamen und mit unterschiedlicher Zusammensetzung der Studienteilnehmenden, so dass die Dopplung nicht ohne weiteres erkennbar war. Die mehrfach publizierten Studien lieferten – erwartungsgemäß – bessere Ergebnisse (NNT 3,9) als die nur einmal veröffentlichten (NNT 9,5). Wurden die Mehrfachpublikationen nur einfach gewertet, lag die NNT bei 6,4.

Ondansetron ist kein Einzelfall, hier wurde nur ein detektivischer Aufwand betrieben, um die Täuschung aufzudecken. Medizinisches Wissen wird durch die Mehrfachpublikation günstiger Ergebnisse systematisch verzerrt. Folgerichtig wird diese Praxis vom Committee on Publication Ethics (COPE), dem mehr als 6.000 akademische Journale angehören, als wissenschaftliches Fehlverhalten eingeordnet. 2

  1. Tramer MR, Reynolds DJ, Moore RA, McQuay HJ. Impact of covert duplicate publication on meta-analysis: a case study. BMJ 1997; 315: 635-640.
  2.  www.publicationethics.org