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Deutschlands Ärztinnen und Ärzte tun sich schwer mit Transparenz

25. Juni 2019, Pressemitteilung

Deutscher Ärztetag verpasst wichtige Weichenstellung

MEZIS zeigt sich besorgt über Klagewelle gegen „CORRECTIV“

„Der 122. Deutsche Ärztetag hat wieder die Chance verpasst, einen wichtigen Schritt zu mehr Transparenz im Gesundheitswesen zu vollziehen!“, ärgert sich Dr. Niklas Schurig, Vorstandsmitglied von MEZIS. Ein Beschlussantrag, der die berufsrechtliche Verankerung einer Offenlegungspflicht von finanziellen oder geldwerten Zuwendungen durch Arznei- und Medizinproduktehersteller forderte, wurde beim 122. Ärztetag vom 28. bis 31.5. in Münster per Vorstandsüberweisung „vertagt“. „In den USA sind Ärztinnen und Ärzte bereits seit fast zehn Jahren durch den Physicians Payment Sunshine Act dazu gesetzlich verpflichtet – in Deutschland schaffen wir nicht einmal die Änderung der Musterberufsordnung obwohl die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) und die Bundesärztekammer die Einführung einer gesetzlichen Transparenzverpflichtung befürworten!“, fährt Dr. Schurig fort.

Zwar werden seit 2015 durch eine freiwillige Initiative des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) Zahlungen an Medizinerinnen und Mediziner veröffentlicht – allerdings nur, wenn die Empfängerinnen und Empfänger einer Offenlegung zugestimmt haben. „Das sind aber nur rund ein Viertel der betroffenen Ärztinnen und Ärzte – Tendenz sinkend“, kritisiert Manja Dannenberg, ebenfalls MEZIS-Vorstandsmitglied. „Deutschlands Ärzteschaft tut sich offenbar schwer, wenn es um Transparenz geht.“ Zudem sind im besagten Verband nicht alle Pharmaunternehmen vertreten, von Medizinprodukteherstellern gibt es überhaupt keine entsprechende Initiative.

Ein lobenswerter Vorstoß, der Öffentlichkeit – und damit vor allem Patientinnen und Patienten – Einsicht zu gewähren, welche Ärztin oder welcher Arzt von Pharmaunternehmen profitiert, gerät derzeit massiv unter Beschuss. Die Datenbank „Euros für Ärzte“ der Journalistenvereinigung CORRECTIV wird deutschlandweit mit einer Klagewelle überzogen. Argumentiert wird bei den Klagen mit einem mutmaßlichen Wettbewerbsnachteil sowie einer Verletzung des Persönlichkeitsrechtes der dort aufgeführten praktizierenden Medizinerinnen und Mediziner. „Dabei sind hier nur die Daten veröffentlicht, die auch bei den Pharmaunternehmen einzusehen sind“, wundert sich Dr. Christiane Fischer, Ärztliche Geschäftsführerin von MEZIS. Und Manja Dannenberg fährt fort: „Der Umfang und die Art und Weise des Vorgehens lässt eine gezielte Kampagne gegen diese wichtige Initiative vermuten. Obwohl bislang alle Klagen abgewiesen wurden, beobachten wir das mit großer Sorge!“

Dass finanzielle Zuwendungen und Geschenke eine Beeinflussung des Verschreibungsverhaltens von Ärztinnen und Ärzten zur Folge haben können, ist in Studien mittlerweile gut belegt. Die konsequente Schaffung von Transparenz verhindert zwar keine Einflussnahme, ist aber ein unerlässlicher erster Schritt zu einem effektiven Interessenkonflikt-Management. Die Ärzteinitiative „MEZIS – Mein Essen zahl‘ ich selbst“ fordert daher auch in Deutschland eine Verpflichtung zur Offenlegung von Zahlungen durch die Industrie. „Das würde das Vertrauen in uns Medizinerinnen und Mediziner stärken“, zeigt sich Dr. Schurig überzeugt.

Ansprechpersonen:
Dr. Niklas Schurig, Vorstand MEZIS, E-Mail: , Tel. 0175-8819113

Sabine Hensold, MEZIS Referentin, E-Mail: , Tel. 0163-1469696

Manja Dannenberg Vorstand MEZIS, E-Mail: , Tel. 0152-36826452

Dr. med. Christiane Fischer, Ärztliche Geschäftsführerin MEZIS, E-Mail: , Tel. 01575-5575135

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